»Auf der Straße ist Leben nicht selbstverständlich«

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»Auf der Straße ist Leben nicht selbstverständlich«

»Kirche bei Gelegenheit« heißt eine Reihe der Kirchengemeinde Verl,mit der die Gemeinde an unterschiedlichen Orten und bei besonderenVeranstaltungen Gottesdienste feiert. Im August war Pfarrer JensHoffmann beim Trucker Treff in der Ostwestfalenhalle Kaunitz zu Gast.

»Ich darf schon zum vierten Mal mit Ihnen hier Gottesdienst feiern«,freute er sich zu Beginn und blickte bei der Begrüßung in ein vollbesetztes Saloon-Zelt.Trotz der hochsommerlichen Wärme warteten schon lange vorGottesdienstbeginn die Teilnehmenden des Trucker Treffs vor dem Zelt aufEinlass.

Schnell breitete sich dann eine fröhlich, festliche Stimmungunter den Gottesdienstgästen aus. Mit Applaus hießen sie nicht nur JensHoffmann willkommen, sondern auch die beiden Täuflinge Xena Michelle undJoline sowie die Musiker Laura von den Elzen, Mark Hoffmann und dieBand »Fetter Segen 415«.

Der Festgottesdienst stand unter derÜberschrift »Sei behütet«. Pfarrer Hoffmann führte aus, dass die beidenkleinen Mädchen durch die Taufe zwar keine Superkräfte bekämen, sie abersowohl ein Zeichen dafür sei, dass getaufte Menschen zur Gemeinde undzu Gott gehören, als auch dafür, dass Gott sie schütze und bewahre.

»AlsChristinnen und Christen benutzen wir manchmal komische Wörter wie‚behütet‘ oder ‚Bewahrung‘“, gab er zu. Und dann beschrieb er mitBeispielen aus dem Berufsalltag der Trucker, was er unter Behütung undBewahrung versteht: Als Notfallseelsorger müsse er Familienangehörigevon Verunglückten immer wieder schlimme Nachrichten bringen. Bei derErinnerung an den tödlichen Unfall einer Mutter von zwei kleinen Kindernfragte er, »Wer wurde da bewahrt?«

Außerdem erzählte er von einemEhepaar, das gerade Goldene Hochzeit gefeiert hatte. Der Ehemann, sohatte ihm die Frau erzählt, sei immer gesund nach Hause gekommen.Trotzdem habe er leider auch einen schweren Unfall erlebt, bei dem einAuto mit drei jungen Leuten hinten unter seinen Anhänger geraten war undalle gestorben waren. »Wer wurde da behütet?« war auch hier die Fragedes Pfarrers.

»Auf der Straße ist Leben nicht selbstverständlich«,betonte Hoffmann. Trucker erführen jeden Tag, wie zerbrechlich Lebensei. Hier knüpfte er wieder an die Erfahrung des Gold-Paares an: DieFrau sei aber nicht jeden Tag ängstlich gewesen, sondern dankbar, wennihr Mann behütet und gesund nach Hause gekommen sei. Und an den Tagen,an denen er dennoch auch traurige Erlebnisse gehabt hatte, hätten dieEheleute gespürt, »Gott schützt nicht vor Unfällen, aber er ist da –trotz Trauer und Angst. Und er ist auch bei den Toten.«

Als Zeichendafür, dass Gott alle Menschen begleitet und hält, erinnerte dieTrucker-Gemeinde nach der Predigt an alle Verstorbenen seit demTrucker-Gottesdienst in 2017 – auf eine Liste konnten zu Beginn desGottesdienst alle die Namen der Menschen schreiben, die sie seitdembeerdigt hatten, Familienangehörige und Freunde genauso wie Trucker, diedieses Jahr nicht mehr teilnehmen konnten. Alle Anwesenden segnetePfarrer Hoffmann für alle Fahrten an jedem Tag.

Musikalischbegleitet wurde der Gottesdienst auf vielfältige Weise: Das Country-PaarLaura van der Elzen und Mark Hoffmann setzte Akzente vor, während undam Schluss des Gottesdienste. Die Band »Fetter Segen 415«, zu der auchJens Hoffmann gehört, begleitete die Gemeinde beim Gemeindegesang.   (fra)

Fröhlich, festliche Stimmung herrschte im Saloon-Zelt vor und während des Trucker-Gottesdienstes. Fotos: fra

Die Band „Fetter Segen 415“ begleitet den Gemeindegesang im Trucker-Gottesdienst.

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